Der Ort Molmerswende heute
Molmerswende liegt im Nordwestzipfel des Mansfelder Landes, wenige Minuten von der B242 entfernt. In der Nähe liegen Pansfelde (dort ging G. A. Bürger zur Schule) und die Burg Falkenstein, beides bildet auch den Hintergrund der Ballade "Des Pfarrers Tochter von Taubenhain".
In der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Molmerswende
ca. 450 Einwohner, hinzu kamen etwa 600 Schweine, 80 Rinder und 15 Pferde - wie eine Ortschronik des Lehrers Langlotz berichtet. Heute hat Molmerswende ca. 250 Einwohner.
Hier gibt es einen Bäcker und einen Fleischer. Am Flüßchen Leine zwischen Molmerswende und Pansfelde liegt das Hotel "Leinemühle". Ein Dachdecker, ein Elektriker und
eine kleinerer Schweinemastbetrieb sind im Ort tätig. Zu einem größeren Landwirtschaftsbetrieb gehört auch eine Herde Rinder.
Es handelt sich um die fast ausgestorbene Rasse "Rotes Harzer Höhenvieh" - ehemals ein Dreinutzungsrind.
Urlaub in Molmerswende ist im Aufwind: zwischen Urlaub auf dem Bauernhof oder Urlaub auf dem Land sowie einem Hotelaufenthalt kann gewählt werden.
Kulturell hat Molmerswende einiges zu bieten. Es gibt eine aktive Schalmeienkapelle, einen Schützenverein, einen Sportverein und den Verein LIWETT e.V..
Stark vertreten ist die Kunst: die Malerin Heike Wolff hat hier ihr Atelier, die Töpfermeisterin Silke Becker ihre Werkstatt.
Zum 1. Advent lädt Heike Wolff in ihr Atelier - mit umfangreichem Programm ringsherum.
Für alle Besucher, die sich auch einmal bewegen wollen: es gibt hervorragende Möglichkeiten für Ausflüge auf gut beschilderten Wegen, z.B. ins Tal der Eine oder der
Leine.
1769 wurde an dieser Stelle die Molmerswender Kindsmörderin Elisabeth Voigtländer gerädert - so sagt es das Schild neben diesem uralten Baum, derschon zu Bürgers Zeiten hier stand.
Ist das jedoch Realität? Der ehemalige Molmerswender Lehrer Georg Langlotz hat die Pansfelder Schulzenchronik, Molmerswende betreffend, eingesehen. Unter dem Datum
18.April 1780 steht: "Anno 1779 hat sich in Molmerswende zugetragen, dass durch liederliche Aufführung Ernst Voigtländern seine Tochter ist geschwängert worden und Büttnern sein Sohn soll Vater
sein." Die Liebenden durften jedoch nicht zueinander kommen; nach der Geburt wurde das Kind von der eigenen Großmutter erwürgt. Weiter in der Chronik: "Das letzte Urteil brachte es endlich, dass die
Mutter sollte gerichtet werden und aufs Rad geleget. Aber die Tochter ist auf freien Fuß gestellt. Die Mutter ist aber am 18. April Anno 1780 gerichtet und aus Rad geleget worden und die
Execution an ihr vollzogen worden. Sie ist oben auf Müllern seine Wiese unter der krummen Linde, wo der Weg durchs Wasser geht, gerichtet worden, das Rad steht gerade nüber auf der Trift."
Die krumme Linde gibt es nicht mehr, deshalb ist offensichtlich der Hinrichtungsort zur Brandbergeiche verlegt worden. Weshalb die Jahreszahl verändert wurde, bleibt unklar.
Was hat diese Geschichte nun mit Bürgers "Des Pfarrers Tochter von Taubenhain" zu tun? Sicher nichts, denn Bürger wird von diesem Fall keine Kenntnis gehabt haben, er
hat vielmehr eine typisierte Kindsmordgeschichte erdacht. Allerdings kann man annehmen, dass Bürger aus seiner Molmerswender Kindheit das Lokalkolorit mit der Burg Falkenstein gegenwärtig war und in
diese Ballade eingeflossen ist.